Im Veterinärimmunologischen Arbeitskreis der Deutschen Gesellschaft für Immunologie (DGfI) widmen sich Wissenschaftler den Besonderheiten der Immunantwort bei unseren Haus-, Nutz- und Wildtieren. Zum diesjährigen Erkenntnisaustausch trafen sich ca. 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Tschechien, USA und Kanada vom 3. bis 5. Juli 2024 im Bärensaal in Jena-Lobeda. Organisiert vom Friedrich-Loeffler-Institut (FLI), Standort Jena, reichte die thematische Spannweite von der Grundlagenforschung, beispielsweise der Charakterisierung spezialisierter Arten weißer Blutkörperchen bei Haustieren, über die Analyse der Immunantwort gegen Infektionen bis hin zur Immunologie bei Wildtieren und Fischen.
Für die Bekämpfung von Tumorzellen und von Infektionserregern stellt das Immunsystem der Tiere ein entscheidendes Organsystem dar. Viele grundsätzliche Funktionen sind bei Säugetieren, Vögeln und Fischen ähnlich ausgeprägt. Trotzdem gibt es erhebliche Tierart-spezifische Unterschiede, in denen sich unsere Haus-, Nutz- und Wildtiere vom Menschen und der häufig als Modelltier verwendeten Maus unterschieden. Prof. Kaspers, Leiter der Fachgruppe Immunologie der Deutschen Veterinärmedizinischen Gesellschaft (DVG) betonte: „Hühner sind eben keine Mäuse mit Federn“. Tiere in menschlicher Obhut werden unter immer natürlicheren Bedingungen gehalten, bei denen sie aber vermehrt Krankheitserregern ausgesetzt sind. Gleichzeitig müssen Medikamente, zum Beispiel Antibiotika, immer vorsichtiger eingesetzt werden, um die Gesundheit der Tiere zu schützen oder wiederherzustellen. „Um die Widerstandsfähigkeit der Tiere zu stärken und sie in die Lage zu versetzen, Infektionserreger besser selbst abwehren zu können, ist es unverzichtbar, die Funktionsweise des Immunsystems bei jeder Tierart im Detail zu verstehen“, ergänzte Prof. Menge, der lokale Organisator und Leiter des Instituts für Molekulare Pathogenese am FLI. Nur dann können verbesserte Impfstoffe oder Diagnostika entwickelt werden, die bei diesen Tieren verlässlich angewendet werden können.
Hervorragende Präsentationen des wissenschaftlichen Nachwuchses prägten das Treffen. So zeigen neueste Forschungsergebnisse, dass Hühner die Infektion mit Salmonellen mit einer Art von Abwehrzellen bekämpfen, die beim Menschen nur eine untergeordnete Rolle spielt. Beim Schwein beeinträchtigen Infektionen mit Parasiten die Immunabwehr gegenüber dem Hepatitis E-Virus, einem Erreger, der auf Menschen übertragen werden kann. Wie Schweine die Infektion mit einem bakteriellen Erreger, Streptococcus suis, der sie selbst aber auch den Menschen krank machen kann, mithilfe besonderer Antikörper bekämpfen, wurde in weiteren Beiträgen vorgestellt. Im Gegensatz zu Leoparden zeichnen sich Geparden, die in den gleichen Biotopen Afrikas leben durch eine stark eingeschränkte genetische Vielfalt aus, die sie eigentlich sehr empfänglich für Infektionen machen müsste. Wie die Tiere in freier Wildbahn trotzdem sehr gesund bleiben, wurde dargestellt. Eine Reihe anderer Tagungsbeiträge lassen uns die Ursache des Pferdeasthmas besser verstehen, an dem viele Pferde in Deutschland leiden.
Die Tagung wurde von der DGfI und der DVG unterstützt und findet regelmäßig jährlich statt. Die Fachgruppe Immunologie der DVG bestimmte bei ihrer Mitgliederversammlung Prof. Dr. Christian Menge, Jena, und Dr. Sabine Hammer, Wien, zu ihrer neuen Leitung.