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Institut für bakterielle Infektionen und Zoonosen (IBIZ)

Nationales Referenzlabor für durch Zecken übertragene Krankheiten

Lyme-Borreliose - Borrelia burgdorferi sensu lato-Komplex

Die Lyme-Borreliose ist eine durch Zecken übertragene Zoonose, die durch Bakterien des Borrelia burgdoferi sensu lato (s.l.)-Komplexes verursacht wird. Dieser Komplex umfasst 21 verschiedene Spezies, von denen B. burgdoferi sensu stricto (s.s.), B. afzelii, B. garinii und B. bavariensis als humanpathogen beschrieben sind. Die Spezies B. bissettiae, B. lusitaniae, B. spielmanii und B. valaisiana wurden beim Menschen detektiert, ihre Pathogenität ist jedoch nicht bekannt.

Vektor-übertragene bakterielle Infektion

Borrelien werden durch die einheimische Zeckenart Ixodes ricinus übertragen und sind eng mit dem Entwicklungszyklus des Vektors verbunden. I. ricinus durchläuft vier Entwicklungsstadien: Ei, Larve, Nymphe und adulte weibliche/männliche Zecken. Wobei Larve, Nymphe und adulte Zecken eine Blutmahlzeit aufnehmen, um das nächste Stadium zu erreichen, bzw. zur Eiablage zu gelangen. Dabei wird der Erreger transstadial und (selten) transovarial übertragen. Eine Transmission von B. burgdorferi s.l. findet nach ca. 16h bis 24h der Anheftung statt, wobei die Zeit vom Vektor, dem Wirt und der Borrelien Spezies abhängig ist. Zecken sind, abhängig vom Wetter, von März bis Oktober aktiv. Die Prävalenz von B. burgdorferi s.l. in I. ricinus variiert regional sehr und kann mehr als 20% betragen.

Lyme-Borreliose ist eine Zoonose

Die Lyme-Borreliose wird zu den „emerging vector-borne bacterial zoonoses“ gerechnet. Dies steht u.a. im Zusammenhang mit wärmeren Wintern, Ansiedelungen in naturnahen Randgebieten, Einschleppung von Zecken durch Zugvögel, naturnahe Gestaltung von Grünflächen oder Renaturierungen, sowie ein verminderter Einsatz von Insektiziden. Als typische Naturherd-Infektion zirkuliert der Erreger zwischen Zecken und freilebenden Wirbeltieren (Reservoir) und empfänglichen Wirten, für die der Erreger pathogen ist. Als Reservoir sind Mäuse, Igel, Hasen und Vögel bekannt. Bei Aufenthalten im Wald oder auf Wiesen können empfängliche Haustiere und der Mensch durch eine B. burgdorferi s.l. tragende Zecke infiziert werden.

Lyme-Borreliose beim Menschen

Die Lyme-Borreliose des Menschen ist eine multisystemische Erkrankung. Charakteristisch ist die Bildung des Erythema migrans, ein sich kreisförmig vergrößernder roter Ausschlag um die Bissstelle herum, welcher nach 3-30 Tagen in 70-90% aller Fälle auftritt. Fieber, Erschöpfung, Kopfschmerzen, ein steifer Nacken, lokale Schwellungen und Verfärbungen von Hautpartien (Lyme-Lymphozytom), sowie Gelenkschmerzen und Muskelschmerzen können ebenfalls auftreten (Stadium I, Erstmanifestation). Im Verlauf der Infektion können multilokuläre Erythemata migrantia sowie die Acrodermatitis atrophicans an den Extremitäten auftreten. Der Erreger kann auf das zentrale Nervensystem (Lyme-Neuroborreliose), das Herz und die Gelenke (Lyme-Arthritis) übergehen (Stadium II, Dissemination). Im Spätstadium kann es zu irreversiblen organischen und funktionellen Schädigungen der Gelenke, des Nervensystems und der Haut kommen (Stadium III, Chronizität).

Die Diagnose erfolgt über den serologischen Nachweis. Die Behandlung der Lyme-Borreliose erfolgt durch Antibiotikagabe.

Lyme-Borreliose beim Tier

Der Wissensstand zur Klinik und Diagnostik im Bereich der Veterinärmedizin ist bisher gering und geht auf einzelne Fallbeschreibungen zurück. Es treten sowohl klinische Erkrankungen als auch seropositive Tiere ohne Klinik auf, wobei die Beurteilung wegen der wenig spezifischen Symptomatik häufig schwierig ist. Die Fallzahlen bei Tieren sind deshalb vermutlich unterrepräsentiert.

Hunde

Serologisch positive Hunde zeigen meist keine Symptome, es können aber Lahmheit, Lethargie, schmerzende und geschwollene Gelenke, geschwollene Lymphknoten und Appetitverlust auftreten. Im Verlauf der Infektion kann die Lahmheit intermittierend sein und abwechselnd verschiedene Beine betreffen (shifting leg lameness). Selten tritt eine Lyme-Arthritis auf. Eine Lyme-Nephritis ist oft fatal und tritt gehäuft bei einigen Hunderassen auf. Dermatologische, neurologische oder kardiologische Symptome, wie für den Menschen beschrieben, sind für Hunde nicht gut dokumentiert.

Katzen

Serologisch positive Katzen zeigen meist keine Symptome, es können aber Lahmheit, Fieber, Lethargie, Appetitverlust und Atmungsprobleme auftreten. Das Auftreten einer Lyme-Karditis wurde beschrieben.

Pferde

Bei Pferden wurden Symptome wie Lahmheit, Fieber, Lethargie, Appetitverlust und Atmungsprobleme beschrieben. Auch Neuroborreliose, Entzündung des Auges und Pseudolymphom der Haut wurden mit einer Borrelien-Infektion assoziiert.

Rinder

Rinder können serologisch positiv sein. Klinische Symptome, welche die Gliedmaßen betreffen (Lahmheit, Gelenkschwellung, Arthritis, Klauenentzündung, Festliegen), Appetitverlust, Fieber, Gewichtsverlust, Vergrößerung der Lymphknoten, sowie das Auftreten eines Erythems am Euter und Rückgang der Milchleistung, wurden im Zusammenhang mit einer Infektion durch Borrelien beschrieben. Die Relevanz von Borrelia burgdorferi s.l. in Milch ist unbekannt, vermutlich ist Milch infizierter Rinder nicht infektiös.

Weitere Tiere

Die Situation beim Schaf sowie bei Zootieren ist unklar bzw. noch zu wenig untersucht. Bei Ziegen wurden Antikörper gefunden, eine Klinik aber bisher nicht beobachtet. Auch Wildschweine sind ohne pathophysiologische Hinweise serologisch positiv gefunden worden. Fasane sind, wie auch andere Vögel, Reservoirwirte, eine Klinik gibt es hier wahrscheinlich nicht.

Für eine Falldefinition der Lyme-Borreliose bei Tieren reichen die bisher bekannten Fakten, wie klinische Symptome, Verfügbarkeit und Interpretation labordiagnostischer Parameter und Therapiemöglichkeiten noch nicht aus.

Eine Übertragung von B. burgdorferi s.l. vom Tier auf den Menschen ist nicht bekannt.

Die Diagnose Borreliose wird in der Humanmedizin klinisch gestellt und labordiagnostisch untermauert, dies müsste in der Veterinärmedizin ähnlich praktiziert werden. Bei den bisherigen lückenhaften klinischen Erfahrungswerten ist dies sicher derzeit noch nicht möglich. Somit hat die Labordiagnostik in der Veterinärmedizin derzeit einen höheren Stellenwert, wenngleich von den Ergebnissen häufig keine pathophysiologischen Hinweise abzuleiten sind. Dennoch sollten sowohl das klinische Bild als auch die Zeckeninfestation zur Diagnosestellung mit herangezogen werden.

Aufgaben des Referenzlabors

  • Hilfe bei speziellen diagnostischen Fragen (PCR, Sequenzierung, Serologie)

Abgabe nicht kommerziell erhältlicher diagnostischer Reagenzien an Untersuchungseinrichtungen

Methodenübersicht

Serologischer Nachweis (ELISA, Immunoblot)