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Institut für neue und neuartige Tierseuchenerreger (INNT)

Nationales Referenzlabor für Henipaviren

Infektionen mit dem Hendra Virus und dem Nipah Virus (Henipaviren) wurden in den 1990er Jahren des 20. Jahrhunderts erstmals als Ursachen für respiratorische und neurologische Erkrankungen bei Mensch und Tier identifiziert. Das Hendra Virus verursachte 1994 erstmals schwere Atemwegserkrankungen bei Pferden in Queensland und New South Wales, Australien, in deren Verlauf bisher insgesamt mehr als 80 Pferde erkrankten und verstarben bzw. getötet werden mussten. Flughunde (Fruchtfledermäuse) der Gattung Pteropus sind die natürlichen Wirte des Hendra Virus, die Übertragung auf das Pferd erfolgt durch indirekten Kontakt über kontaminierte Früchte. Insgesamt wurden bisher sieben Menschen (Trainer und Tierärzte) durch Kontakt zu betroffenen Pferden infiziert, vier dieser Infektionen verliefen tödlich. Seit 2012 steht in Australien ein rekombinanter Impfstoff für Pferde zur Verfügung, der auf dem Attachment-Glykoprotein des Hendra Virus basiert und so eine serologische Diagnostik nach dem DIVA-Prinzip (Differentiating Infected from Vaccinated Animals) erlaubt, da geimpfte Tiere nur Antikörper gegen das Glykoprotein bilden, während im Serum infizierter Tiere zusätzlich Antikörper gegen das Nukleoprotein des Hendravirus nachweisbar sind.

Zwischen September 1998 und April 1999 verbreitete sich das Nipah Virus unerkannt als Auslöser einer respiratorischen und enzephalitischen Infektion bei Schweinen in Malaysia und Singapur, und manifestierte sich dann als fatale Enzephalitis bei Menschen, in deren Verlauf es nach Kontakt zu infizierten Schweinen zu humanen Infektionen mit mehr als 100 Todesfällen bei Menschen kam (Mortalität > 30%). Mehr als eine Million Schweine wurden im Rahmen der nun folgenden Bekämpfungsmaßnahmen in Malaysia gekeult. Auch hier wurden Pteropus-Flughunde als Reservoirwirte identifiziert, die Übertragung auf das Schwein erfolgte ebenfalls über kontaminierte Früchte. Seitdem kommt es zu wiederkehrenden Infektionen in Bangladesch und Indien, wobei hier die Infektion des Menschen unabhängig vom Schwein durch direkte oder indirekte Übertragung des Erregers vom Flughund auf den Menschen verläuft. Hier werden sogar Mortalitätsraten von zum Teil deutlich mehr als 70% beobachtet. Aufgrund dieser Entwicklung wurde das Nipahvirus 2018 durch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in die Blueprint-Liste der priorisierten und besonders gefährlichen Krankheitserreger aufgenommen.

Um Probeneinsendungen z.B. von Exporttieren oder infektionsverdächtigen Tieren bearbeiten zu können, wurden am nationalen Referenzlabor real-time RT-PCR-Protokolle etabliert, welche dem Nachweis des N-Gens des Hendra bzw. Nipah Virus dienen. Des Weiteren wurden serologische in-house-Verfahren entwickelt, die den Nachweis von Hendra oder Nipah Virus--spezifischen Antikörpern nach dem DIVA-Prinzip ermöglichen. Im Hochsicherheitslabor besteht weiterhin die Möglichkeit, für reaktive Proben einen Virus-Neutralisationstest oder einen Virusanzuchtversuch durchzuführen.

  • Antigen- bzw. Genomnachweis in Untersuchungsmaterial
  • Antikörpernachweis
  • Ansprechpartner für Bundes- und Länder- sowie EU-Behörden zu Fragen der Henipaviren - Diagnostik und Bekämpfung
  • Charakterisierung von Virusisolaten
  • Überprüfung, Standardisierung und Weiterentwicklung von diagnostischen Verfahren
  • Teilnahme an Ringtests (national und international)
  • Beteiligung an nationalen und internationalen Arbeitsgruppen und Forschungsprojekten
  • Virusisolierung und Anzucht in vitro
  • Genomnachweis mittels RT-PCR (quantitativ)
  • Stammcharakterisierung durch Genomsequenzierung
  • Quantitativer Nachweis neutralisierender Antikörper (Serumneutralisationstest, Plaque-Reduktionstest, Surrogat-Testformate)
  • Serologischer Nachweis von Antikörpern mit ELISA-Testen inklusive Differenzierung der Immunglobulinklassen
  • Immunfluoreszenz-basierter Nachweis von Antikörpern (iIFA)
  • Probenpanel zur Testung neuer Diagnoseverfahren (RT-PCR)