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Tierseuchengeschehen

Schmallenberg-Virus

Das Schmallenberg-Virus (SBV) tritt bei Rindern, Schafen und Ziegen auf; Infektionen mit SBV sind meldepflichtig. Es wird durch saugende Insekten (vor allem Gnitzen) übertragen. Werden trächtige Tiere in einem bestimmten Stadium der Trächtigkeit infiziert, kann es zu schweren Missbildungen des Nachwuchses kommen. Die Herkunft des SBV ist bisher unklar; erstmals nachgewiesen wurde es 2011 in Nordwestdeutschland. Danach breitete es sich innerhalb kürzester Zeit deutschlandweit und über weite Teile Europas aus.

Das Virus ist nicht auf den Menschen übertragbar.

Weiteres zum SBV steht in den FLI-Informationen zur Verfügung (Download rechts auf dieser Seite).

In Deutschland wurden Infektionen mit dem Schmallenberg-Virus (SBV) zwischen Anfang 2012 und 2014 bei Rindern, Schafen und Ziegen aus insgesamt 2504 Betrieben festgestellt, in den folgenden Jahren wurden nur noch vereinzelt Fälle gemeldet. Weiterhin wurde das Virus seit seinem ersten Auftreten Ende 2011 in einer ganzen Reihe von Staaten in Europa festgestellt.

Im November 2011 stellte das Friedrich-Loeffler-Institut, Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit (FLI), erstmals das Auftreten eines Virus des Genus Orthobunyavirus bei Rindern in Deutschland fest. Vergleichende Analysen des Erbmaterials ergaben, dass es sich um ein Virus aus der Simbu-Serogruppe (Vertreter sind z.B. Sathuperi,- Shamonda-, Aino- und Akabane-Viren) handelte. Das Virus konnte isoliert, angezüchtet und weiter vermehrt werden. Aufgrund der Probenherkunft wurde es als Schmallenberg-Virus (SBV) bezeichnet. Weitere Untersuchungen zeigten, dass es zur Spezies Sathuperi-Virus gehört und keine Reassortante (durch Austausch von Erbmaterial von zwei oder mehreren Viren neue entstandenes Virus) ist. Die Herkunft des Schmallenberg-Virus ist nach wie vor unklar.

Das FLI entwickelte eine entsprechende Nachweismethode (Real-Time RT-PCR), die an die Untersuchungseinrichtungen der Bundesländer sowie andere europäische Institutionen, aber auch weltweit weitergegeben wurde. Außerdem stehen zugelassene Testsysteme für den Antikörpernachweis zur Verfügung. 

Simbuviren sind in Australien, Asien und Afrika verbreitet und rufen dort in der Regel zunächst nur eine sehr milde Klinik hervor. Diese kann jedoch für einige Tage zu Problemen durch Milchrückgang, Fieber etc. führen. Werden allerdings trächtige Tiere infiziert, so können zeitverzögert zum Teil erhebliche kongenitale Schäden, Frühgeburten und Störungen im Fruchtbarkeitsgeschehen auftreten. Die Missbildungen sind eine Spätfolge der Infektion zu einem früheren Stadium der Trächtigkeit. Das Virus ist nur für relativ kurze Zeit im Blut infizierter ausgewachsener Tiere nachzuweisen. Einmal infizierte Tiere bilden einen Immunschutz aus und sind nach bisherigen Untersuchungen vor einer erneuten Infektion geschützt. Wie lange dieser Immunschutz hält ist noch nicht bekannt. 

Nach den bisherigen Beobachtungen verläuft eine Infektion mit SBV im Schaf effizienter als im Rind. Bei Schafen wurde das Schmallenberg-Virus bisher hauptsächlich bei missgebildeten Lämmern im Gehirn festgestellt.

Simbu-Viren werden hauptsächlich durch Gnitzen (blutsaugende Mücken) übertragen. Mit dem Schmallenberg-Virus infizierte Gnitzen wurden in mehreren europäischen Ländern nachgewiesen.

Diese bei Wiederkäuern (Rind, Schaf, Ziege) relevanten Viren stellen kein Risiko für den Menschen dar. Es handelt sich nicht um Zoonoseerreger. Aufgrund der Verwandtschaft des Schmallenberg-Virus zu Sathuperi-, Shamonda-, Aino- und Akabane-Virus ist auch hier nicht von einem Risiko für den Menschen auszugehen (siehe auch Risikobewertung des European Center for Disease Prevention and Control). Zudem ergaben Untersuchungen des Robert Koch-Instituts bei Personen, die engen Kontakt zu infizierten Tieren, insbesondere Schafen, hatten keine Hinweise auf humane Infektionen (siehe auch Informationen des Robert Koch-Instituts).

In Deutschland wurde SBV seit Anfang 2012 bei Tieren aus insgesamt 2504 Betrieben festgestellt. Betroffen sind 1478 Rinder-, 973 Schaf- und 53 Ziegenhaltungen. Die Fälle traten in den Bundesländern Nordrhein-Westfalen (295 Rinder-, 276 Schaf-, 14 Ziegenhaltungen), Niedersachsen (235 Rinder-, 147 Schaf-, 6 Ziegenhaltungen), Hessen (125 Rinder-, 142 Schaf-, 11 Ziegenhaltungen), Schleswig-Holstein (115 Rinder-, 110 Schafhaltungen, 1 Ziegenhaltung), Rheinland-Pfalz (1 Bisonhaltung, 52 Rinder-, 40 Schaf-, 5 Ziegenhaltungen), Baden-Württemberg (70 Rinder-, 40 Schaf-, 7 Ziegenhaltungen), Brandenburg (26 Rinder-, 25 Schafhaltungen), Thüringen (35 Rinder-, 53 Schaf-, 2 Ziegenhaltungen), Sachsen-Anhalt (19 Rinder-, 23 Schaf-, 3 Ziegenhaltungen), Hamburg (3 Rinder-, 6 Schafhaltungen), Bayern (466 Rinder-, 48 Schafhaltungen, 1 Ziegenhaltung), Sachsen (18 Rinder-, 44 Schafhaltungen), Mecklenburg-Vorpommern (17 Rinder-, 14 Schafhal-tungen, 1 Ziegenhaltung), im Saarland (1 Rinderhaltung, 4 Schaf-, 2 Ziegenhaltungen) und in Berlin (1 Schafhaltung) auf.

Infektionen mit dem Schmallenberg-Virus wurden seit seinem ersten Auftreten Ende 2011 in einer ganzen Reihe von Staaten in Europa festgestellt, u.a. in den Niederlanden, Belgien, Großbritannien, Irland, Frankreich, Luxemburg, Dänemark, Estland, Finnland, Norwegen, Schweden, Polen, Italien, Spanien, Österreich und der Schweiz

Tabelle: Bestätigte Fallzahlen über betroffene Bestände, 24. März 2014, 12.00 Uhr; Quelle: TSN
BundeslandRindSchafZiegeGesamt
Schleswig-Holstein1151101226
Hamburg369
Niedersachsen2351476388
Nordrhein-Westfalen29527614585
Hessen12514211278
Rheinland-Pfalz53 (davon 1 Bison)40598
Baden-Württemberg70407117
Bayern466487515
Saarland1427
Berlin11
Brandenburg262551
Mecklenburg-Vorpommern1714132
Sachsen184462
Sachsen-Anhalt1923345
Thüringen3553290
Gesamt1478957

53

2504

Im November 2011 stellte das Friedrich-Loeffler-Institut, Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit (FLI), erstmals das Auftreten eines Virus des Genus Orthobunyavirus bei Rindern in Deutschland fest. Vergleichende Analysen des Erbmaterials ergaben, dass es sich um ein Virus aus der Simbu-Serogruppe (Vertreter sind z.B. Sathuperi,- Shamonda-, Aino- undAkabane-Viren) handelte. Das Virus konnte isoliert, angezüchtet und weiter vermehrt werden. Aufgrund der Probenherkunft wurde es als Schmallenberg-Virus (SBV) bezeichnet. Weitere Untersuchungen zeigten, dass es zur Spezies Sathuperi-Virus gehört und keine Reassortante (durch Austausch von Erbmaterial von zwei oder mehreren Viren neue entstandenes Virus) ist. Die Herkunft des Schmallenberg Virus ist nach wie vor unklar.

Das FLI entwickelte eine entsprechende Nachweismethode (real-time RT-PCR), die an die Untersuchungseinrichtungen der Bundesländer sowie u.a. an Institutionen in Belgien, Frankreich, England, den Niederlanden, Italien und in der Schweiz weitergegeben wurde. Mittlerweile steht außerdem ein zugelassenes Testsystem für den Antikörpernachweis zur Verfügung. Verschiedene Forschungsgruppen entwickelten Prototypen für inaktivierte Impfstoffe, von denen bisher allerdings noch keiner zugelassen wurde.

Simbuviren sind in Australien, Asien und Afrika verbreitet und rufen dort in der Regel zunächst nur eine sehr milde Klinik hervor. Diese kann jedoch für einige Tage zu Problemen durch Milchrückgang, Fieber etc. führen Werden allerdings trächtige Tiere infiziert, so können zeitverzögert zum Teil erhebliche kongenitale Schäden, Frühgeburten und Störungen im Fruchtbarkeitsgeschehen auftreten. Die Missbildungen sind eine Spätfolge der Infektion zu einem früheren Stadium der Trächtigkeit. Das Virus ist nur für relativ kurze Zeit im Blut infizierter ausgewachsener Tiere nachzuweisen. Einmal infizierte Tiere bilden einen Immunschutz aus und sind nach bisherigen Untersuchungen vor einer erneuten Infektion geschützt. Wie lange dieser Immunschutz hält ist noch nicht bekannt. 

Nach den bisherigen Beobachtungen verläuft eine Infektion mit SBV im Schaf effizienter als im Rind. Bei Schafen wurde das Schmallenberg-Virus bisher hauptsächlich bei missgebildeten Lämmern im Gehirn festgestellt.

Simbu-Viren werden hauptsächlich durch Gnitzen (blutsaugende Mücken) übertragen. Mit dem Schmallenberg-Virus infizierte Gnitzen wurden bisher in Belgien, Dänemark, Deutschland, Italien und Norwegen nachgewiesen.

Diese beim Rind relevanten Viren stellen kein Risiko für den Menschen dar. Es handelt sich nicht um Zoonoseerreger. Aufgrund der Verwandtschaft des Schmallenberg-Virus zu Sathuperi-, Shamonda-, Aino- und Akabane-Virus ist auch hier nicht von einem Risiko für den Menschen auszugehen (siehe auch Risikobewertung des European Center for Disease Prevention and Control). Zudem ergaben Untersuchungen des Robert Koch-Instituts bei Personen, die engen Kontakt zu infizierten Tieren, insbesondere Schafen, hatten keine Hinweise auf humane Infektionen (siehe auch Informationen des Robert Koch-Instituts).

Ausgewählte Publikationen

Wernike K., Hoffmann B., Conraths F. J., Beer M. Schmallenberg Virus Recurrence, Germany, 2014. Emerg Infect Dis. 2015 Jul.

DOI : 10.3201/eid2107.150180


Wernike K, Nikolin VM, Hechinger S, Hoffmann B, Beer M. Inactivated Schmallenberg virus prototype vaccines. Vaccine. 2013 May

DOI : 10.1016/j.vaccine.2013.05.062


Goller KV, Höper D, Schirrmeier H, Mettenleiter TC, Beer M. 

Schmallenberg virus as possible ancestor of Shamonda virus. Emerg Infect Dis. 2012 Oct.

DOI : 10.3201/eid1810.120835


Hoffmann B, Scheuch M, Höper D, Jungblut R, Holsteg M, Schirrmeier H, et al. Novel orthobunyavirus in cattle, Europe, 2011. Emerg Infect Dis. 2012 Mar.

DOI : 10.3201/eid1803.111905