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Kurznachricht

Die aktuelle Hantavirus-Situation

Aktuelle Untersuchungsergebnisse des RoBoPub-Zoonoseforschungsverbundes („Rodent-Borne-Pathogens-and-Public-Health“, d.h. Nagetier-übertragene Krankheitserreger und öffentliche Gesundheit) deuten darauf hin, dass im laufenden Jahr im Landkreis Osnabrück mit einer erhöhten Zahl humaner Erkrankungen gerechnet werden muss. Darauf weisen eine erhöhte Rötelmauspopulation und eine hohe Verbreitung des Puumala-Orthohantavirus (PUUV) in den Rötelmäusen hin. Die Zahl der bisher gemeldeten Erkrankungsfälle im Landkreis Osnabrück übertrifft bereits die Gesamtzahl aller gemeldeten Fälle vom Vorjahr (Stand: 21. Kalenderwoche). Dies geht insbesondere aus den vom Niedersächsischen Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES), dem Gesundheitsamt Osnabrück, dem Niedersächsischen Landesgesundheitsamt (NLGA), dem Julius Kühn-Institut (JKI), dem Institut für Medizinische Virologie der Charité und dem Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) gesammelten Daten hervor. Gegenwärtig konzentrieren sich die RoBoPub-Partner JKI und FLI auf die Untersuchung der Situation in weiteren Endemiegebieten, um eine Prognose auch für diese Regionen geben zu können.

Hantaviren verursachen beim Menschen eine fiebrige, grippeähnliche Erkrankung, die bei schweren Verläufen mit Nierenfunktionsstörungen verbunden sein kann. In Deutschland unterliegt der Nachweis von Hantaviren seit Einführung des Infektionsschutzgesetzes im Jahr 2001 der Meldepflicht, soweit er auf eine akute Infektion hinweist. Auch das klinische Bild eines akuten viralen hämorrhagischen Fiebers ist meldepflichtig. Die Zahl der jährlich gemeldeten Hantavirusfälle zeigt starke Schwankungen mit deutlich erhöhten Zahlen in den „Ausbruchs“-Jahren 2007, 2010, 2012 und 2017. Die humanen Hantaviruserkrankungen in Deutschland werden vor allem durch das Puumala-Orthohantavirus (PUUV) verursacht. Der Reservoirwirt dieses Hantavirus ist die Rötelmaus (siehe Abb. 1). Endemiegebiete, das heißt Regionen, in denen häufig über lange Zeiträume Infektionen mit dem PUUV auftreten, liegen im westlichen und südlichen Teil Deutschlands, insbesondere in bestimmten Gebieten von Baden-Württemberg, Bayern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Hessen (Abb. 2). Auf diese Regionen beschränkt sich auch die Verbreitung des PUUV; im östlichen Teil Deutschlands kommt dieses Hantavirus nicht vor. Die gegenwärtig bekannte Verbreitungsgrenze verläuft in Niedersachsen, Hessen/Sachsen-Anhalt und Thüringen (Abb. 2).

In den genannten Endemiegebieten  infizieren sich Menschen verstärkt während Massenvermehrungen der Rötelmaus, die i.d.R. im Jahr nach einer Buchenmast (massenhafte Produktion von Bucheckern) auftreten.

Leider ist gegen die Hantavirusinfektion kein Impfstoff verfügbar. Deshalb kommt der Expositionsprophylaxe große Bedeutung zu.  Hinweise dazu sind im Merkblatt „Wie vermeide ich Hantavirusinfektionen?“ dargestellt.

Rötelmaus (Foto: © Ulrike M. Rosenfeld)

Abb. 1: Die Rötelmaus ist deutschlandweit in Buchenwäldern verbreitet, ist aber bisher nur in bestimmten Regionen Deutschlands Träger des Puumala-Orthohantavirus (Foto: © Ulrike M. Rosenfeld).

Karte: Inzidenz (Zahl gemeldeter Erkrankungen pro 100.000 Einwohner) von Hantaviruserkrankungen beim Menschen in den Jahren 2001-2018 (Quelle: SurvStat@RKI 2.0: https://survstat.rki.de)

Abb. 2: Inzidenz (Zahl gemeldeter Erkrankungen pro 100.000 Einwohner) von Hantaviruserkrankungen beim Menschen in den Jahren 2001-2018 (Quelle: SurvStat@RKI 2.0: https://survstat.rki.de/ Datenstand: 22.05.2019) mit der bekannten Verbreitungsgrenze des Puumala-Orthohantavirus in der Rötelmaus. Landkreise mit hohen Inzidenzen stellen Gebiete mit einer höheren Gefährdung der Bevölkerung dar. Die erhöhten Inzidenzen in Teilen Mecklenburg-Vorpommerns und Brandenburgs sind wahrscheinlich auf Infektionen mit dem Dobrava-Belgrad-Virus, einem weiteren Hantavirus, zurückzuführen, das von der Brandmaus übertragen wird.