Nach mehr als 50 Jahren hat ein internationales Konsortium unter Federführung des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) die Ursache der Staggering Disease bei Hauskatzen identifiziert. Die neurologische Erkrankung führt bei betroffenen Tieren zu einem taumelnden Gang – daher der Name, der auf Deutsch „Taumelkrankheit“ bedeutet. Beschrieben wurde die Krankheit erstmals in den 1970er Jahren in Schweden, ihre Ursache blieb jedoch bis heute unbekannt. Als Erreger wurde nun das Rustrela-Virus (RusV) identifiziert. Dieses erst 2020 erstmals bei an einer Gehirnentzündung verstorbenen Zootieren entdeckte Virus ist mit dem menschlichen Röteln-Virus verwandt.
Gemeinsam mit Forschenden verschiedener veterinärmedizinischer Institutionen aus Deutschland, Schweden und Österreich (darunter insbesondere der Ludwig-Maximilians-Universität München, der Universität Uppsala und der VetMedUni Wien) untersuchte das FLI Gehirnmaterial von Katzen, die für die Staggering Disease typische Krankheitsanzeichen und Gewebsveränderungen aufgewiesen hatten. In 27 der 29 Tiere aus allen drei beteiligten Ländern konnte das RusV mit Hilfe verschiedener Methoden (Hochdurchsatzsequenzierung, Real-time PCR, In situ-Hybridisierung und Immunhistochemie) nachgewiesen werden. In den Gehirnen von 29 an anderen Krankheiten verstorbenen Kontrolltieren war es dagegen nicht zu finden. Dieses klare Verteilungsmuster zeigt, dass es sich bei RusV tatsächlich um den lang gesuchten Erreger der Staggering Disease handelt.
Die Studie zeigt zudem, dass das Virus in Europa sehr viel weiter verbreitet ist als bislang angenommen. Übertragen wird es vermutlich durch Nager aus der Familie der Langschwanzmäuse, die selbst nicht an der Infektion zu erkranken scheinen. Bereits in vorherigen Studien des FLI war RusV in Gelbhalsmäusen (Apodemus flavicollis) in Norddeutschland nachgewiesen worden. In der nun veröffentlichten Studie wurde es auch in Waldmäusen (Apodemus sylvaticus) in Schweden gefunden.
Studie:
Matiasek, K., Pfaff, F., Weissenböck, H., Wylezich, C., Kolodziejek, J., Tengstrand, S., Ecke, F., Nippert, S., Starcky, P., Litz, B., Nessler, J., Wohlsein, P., Baumbach, C., Mundhenk, L., Aebischer, A., Reiche, S., Weidinger, P., Olofsson, K. M., Rohdin, C., Weissenbacher-Lang, C., … Rubbenstroth, D. (2023). Mystery of fatal 'staggering disease' unravelled: novel rustrela virus causes severe meningoencephalomyelitis in domestic cats. Nature communications, 14(1), 624. DOI : 10.1038/s41467-023-36204-w
Ansprechpartner / Leiter der Studie:
PD Dr. Dennis Rubbenstroth, PhD