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Institut für Virusdiagnostik (IVD)

Nationales Referenzlabor für Infektiöse Anämie der Einhufer (EIA)

Informationen des FLI zur aktuellen Situation bei Ansteckender Blutarmut der Einhufer

Ansteckende Blutarmut der Einhufer

Die Infektiöse Anämie der Einhufer, auch bezeichnet als Equine infektiöse Anämie (EIA), ist eine systemische Viruserkrankung der Pferde, Esel, deren Kreuzungen sowie Zebras. Der Erreger, ein Lentivirus aus der Familie der Retroviren, vermehrt sich in Monozyten und Makrophagen und verursacht eine lebenslang persistierende Infektion, begleitet von mehr oder weniger stark ausgeprägten immunpathologischen Prozessen.

Die Krankheit ist anzeigepflichtig und wird in Deutschland durch die „Verordnung zum Schutz gegen die ansteckende Blutarmut der Einhufer“ (Stand 2000, BGBl. I S. 531) reglementiert, die eine Tötung positiver Tiere sowie Sperrung und Untersuchung der betroffenen Bestände und der Kontaktbetriebe vorschreibt. Eine Immunprophylaxe ist bislang nicht verfügbar. Eine Gefährdung des Menschen durch EIA liegt nicht vor.

EIA ist weltweit verbreitet und tritt gehäuft in Nord- und Südamerika, Afrika, Asien, Australien sowie Süd- und Osteuropa auf. In nord- und mitteleuropäischen Ländern werden sporadische Fälle verzeichnet. Das Virus ist in Deutschland nicht endemisch, jedoch kommt es immer wieder zu vereinzelten EIA-Ausbrüchen. In den meisten Fällen konnte ein Zusammenhang zu importierten Pferden festgestellt werden.

Die mechanische Übertragung durch große blutsaugende Insekten wie Pferdebremsen und Wadenstecher (Tabanus, Stomoxys) ist von epidemiologisch relevanter Bedeutung. EIAV bleibt maximal 30 Minuten an den Mundwerkzeugen der Insekten infektiös, daher kommt eine Übertragung durch Insektenvektoren über größere Entfernungen nicht vor. Infizierte Pferde scheiden EIAV mit Körpersekreten wie Speichel, Milch und Sperma aus, wodurch es bei engem Tierkontakt ebenfalls zur Übertragung der Infektion kommen kann. EIAV kann durch nicht zertifizierte biologische Produkte sowie bei Vernachlässigung von Desinfektions- und Hygienemaßnahmen durch tierärztliche Instrumente oder Pflegezubehör übertragen werden.

Infizierte Tiere bleiben lebenslang Virusträger und stellen potentielle Infektionsquellen dar. Die namensgebende Anämie (Blutarmut), die durch eine immunpathologische Auflösung der roten Blutkörperchen entsteht, wird oftmals nicht beobachtet. Überhaupt treten in 30-90 % der Fälle keine Krankheitssymptome auf, die Tiere bleiben gesund erscheinende Virusträger, sogenannte asymptomatische Carrier.

Eine klinische Erkrankung kann sich in akuter oder chronischer Form mit jeweils vereinzelt tödlichen Verläufen manifestieren. Klinische Episoden dauern üblicherweise 3-5 Tage und gehen mit wiederkehrenden Fieberschüben einher.

Die akute Verlaufsform äußert sich in Fieber, Apathie, sowie Punktblutungen vor allem auf der Zungenunterseite sowie auf Schleimhäuten und Lidbindehäuten. Die chronische Verlaufsform ist durch Erkrankungsschübe mit rekurrierenden Fieberanfällen, Abgeschlagenheit, sowie Ödembildung gekennzeichnet.

Differentialdiagnostik

Babesiose, Ehrlichiose, Leptospirose, Borreliose, sowie die Equine Virale Arteritis (EVA) müssen in Betracht gezogen werden. Ödembildung wird auch im Rahmen von Nierenerkrankungen, Herz-, Kreislaufinsuffizienz und starkem Wurmbefall beobachtet.

Zu den Aufgaben des nationalen Referenzlabors für EIA gehören:

  • Antikörpernachweise zur Verifizierung positiver Befunde und zur Abklärung unklarer Ergebnisse
  • Durchführung bestätigender Genomnachweise
  • Ansprechpartner für Bundes- und Länderbehörden
  • Bereithaltung von Referenzmaterial
  • Durchführung von Zulassungs- und Chargenprüfung von EIA-Diagnostika
  • Überprüfung, Standardisierung und Weiterentwicklung von Testverfahren
  • Durchführung von Qualifizierungsmaßnahmen zum Beispiel für Mitarbeiter der Untersuchungsämter
  • Durchführung nationaler und internationaler Ringvergleichstests
  • Teilnahme an EU-Ringtests
  • Forschungsarbeit zur Weiterentwicklung und Standardisierung der EIA-Diagnostik
  • Antikörpernachweis mittels Agargel-Immunpräzipitationstest (AGID) und ELISA
  • Genomnachweis mittels RT-PCR und PCR
  • Charakterisierung von Isolaten mittels Nukleotidsequenzierung
  • Calicivirusinfektionen bei Leporiden (Amtshilfe in Diagnostik, Mangeldiagnostika, Erregercharakterisierung,in vitro Kultur, Impfstoffentwicklung, Pathogenese)
  • Referenzseren
  • Probenpanel zur Testung neuer Diagnoseverfahren
  • Optimierung des Nachweises und der Charakterisierung von EHDV-Genom mittels RT-qPCR-Systemen
  • Etablierung und Optimierung des Serumneutralisationstests (SNT) für EHDV
  • WOAH-gelistete Krankheit
  • TierSeuchAnzV vom 03.11.2001, zuletzt geändert am 18.12.2009
  • Verordnung zum Schutz gegen die ansteckende Blutarmut der Einhufer (Stand 2000, BGBl. I S. 531)