Direkt zur Hauptnavigation springen Direkt zum Inhalt springen

Institut für Virusdiagnostik (IVD)

WOAH, FAO und Nationales Referenzlabor für Aviäre Influenza (AI) / Geflügelpest

Informationen des FLI zur aktuellen AI-Situation

Aviäre Influenza (AI) / Geflügelpest
Radar Bulletin Deutschland

Aquatisch lebende Wildvögel stellen das wesentliche Reservoir aller in der Natur bei Vögeln vorkommenden Influenza A Virussubtypen dar (aviäre Influenza, AIV: derzeit 17 H (1-16, 19) und 9 N Subtypen). In diesem Wirtspool zirkulieren AI Viren in der Regel ohne größere klinische Auswirkungen auf ihre Wirte. Spontane und zufällige Übertragungen der Viren aus diesem Reservoir auf Geflügel und auch auf Säugetiere - den Menschen eingeschlossen – sind (selten) möglich.

AI Viren der Subtypen H5 und H7 können in Geflügel spontan zu einer hochpathogenen Form mutieren (hochpathogene aviäre Influenzaviren, HPAIV), die schwere Erkrankungen bei Vögeln auslöst. Dieses Krankheitsbild der „hochpathogenen aviären Influenza“ (HPAI) verläuft besonders in Hühner- und Putenbeständen mit sehr hohen Verlustraten und ist daher weltweit von großer wirtschaftlicher Bedeutung. HPAIV, aber auch einige für Geflügel niedrigpathogene AIV („low pathogenicity“ = LPAIV), können bei Exposition gegenüber einer hohen Infektionsdosis auch auf den Menschen übertragen werden und auch dort tödlich verlaufende Erkrankungen auslösen. Beispiele hierfür sind die HPAIV der Subtypen H5N1 und H5N6 sowie das nur in China nachgewiesene LPAIV H7N9.

Vorbeugung und Bekämpfung der HPAI sind durch EU Verordnungen bundeseinheitlich gesetzlich geregelt. Hierbei liegt das Hauptaugenmerk auf Biosicherheitsmaßnahmen, die vor dem Eindringen der Erreger in Geflügelhaltungen schützen und deren Verbreitung in der Geflügelpopulation verhindern sollen. Der frühzeitigen Entdeckung etwaiger Infektionen im Geflügelbereich kommt entscheidende Bedeutung bei; hierzu leistet die infektiologische Diagnostik einen maßgeblichen Beitrag. In dieses Konzept sind auch ausgedehnte Monitoringuntersuchungen bei Wildvögeln und Geflügel eingebunden. Seit 2023 kann in der EU auch die HPAIV-Impfung von Geflügel als zusätzliche präventive Maßnahme genutzt werden, die allerdings mit umfangreichen Überwachungsmaßnahmen geimpfter Bestände verknüpft ist. Wird trotz aller präventiven Vorkehrungen eine HPAIV Infektion in einem Geflügelbestand nachgewiesen, greifen Eindämmungsmaßnahmen im Sinne einer Bestandssperrung, der Tötung allen vorhandenen Geflügels und dessen unschädlicher Beseitigung.

Das Nationale Refenzlabor für Aviäre Influenza (NRL-AI) fungiert als direkter Ansprechpartner und Referenzzentrum für Behörden des Bundes und der Länder, vor allem in Fragen der Diagnostik und der impfvermittelten Prävention. Das NRL-AI ist auch im europäischen Verbund der Nationalen Referenzlabore aktiv. Als Referenzlabor der Weltgesundheitsorganisation für Tiere (WOAH) sowie der Food and Agriculture Organization (FAO) der Vereinten Nationen steht das Labor auch außereuropäischen Ländern für Beratungen, diagnostischen Hilfestellungen und zur Fortbildung zur Verfügung. Das Labor betreibt anwendungsorientierte Forschung auf dem Gebiet der Diagnostik, Epidemiologie, Pathogenese und Prävention von Influenzainfektionen bei Vögeln und Schweinen.

Diagnostik
  • Infektiositäts-, Antigen- bzw. Genomnachweis in Untersuchungsmaterialien von Geflügel, Wildvögeln und Schweinen sowie in Umweltproben
  • Identifizierung von aviären und porcinen Influenza-Virusisolaten
  • Charakterisierung der Pathogenität aviärer Virusisolate durch Bestimmung des intravenösen Pathogenitätsindex und/oder Sequenzierung der Spaltstelle des Hämagglutinins
  • Identifizierung von Influenza-A-Viren der Subtypen H5 und H7
  • Bestimmung des Hämagglutinin- und des Neuraminidase-Subtyps von Influenza-A-Isolaten
  • Untersuchung von Geflügel- und Wildvogelseren auf Antikörper gegen Influenza A Virus insbesondere vom Subtyp H5 und H7
Betreuung und Überwachung
  • Koordinierung der in den regionalen Untersuchungsämtern angewandten Diagnoseverfahren
  • Untersuchungen und Begutachtungen im Rahmen von Zulassungsverfahren kommerzieller diagnostischer Kits (s. a Zulassungsstelle: LINK)
  • Asservierung von Virusisolaten aus bestätigten Seuchenfällen und Übergabe ausgewählter Proben, Isolate und Nukleotidsequenzen an das EU-Referenzlabor
  • Herstellung, Sammlung und Konservierung von Referenzvirusstämmen, Antigenen und Antiseren
  • Teilnahme an internationalen Ringtesten
  • Durchführung nationaler Laborvergleichsuntersuchungen (Ringtest)
Beratung
  • Direkter Ansprechpartner für Bundes- und Landesbehörden zu Fragen der AI-Diagnostik und Bekämpfung
  • Beratertätigkeiten für WOAHFAO und WHO bezüglich aviärer und porciner Influenzavirusinfektionen
Forschung

Das NRL-AI ist Partner in verschiedenen Arbeitsgruppen und Forschungsprojekten im Verbund mit nationalen und europäischen Partnern. Die Forschungsarbeiten konzentrieren sich auf die Weiterentwicklung und Standardisierung der AI-Diagnostik sowie zu Fragen der Pathogenese oder Immunisierung und zum Vorkommen von Influenzaviren bei Wildvögeln. Weiterhin werden Forschungsstudien zur Verbreitung und Bedeutung von Influenzainfektionen bei Hausschweinen durchgeführt.

Zuletzt wurden folgende Projekte erfolgreich abgeschlossen:

  • Charakterisierung aviärer Influenzaviren aus iranischen Wildvogelproben (Förderung durch DAAD; Doktorand A. Modiri, University of Teheran, Iran) Monitoring porciner Influenzaviren in Großbeständen von Hausschweinen in Deutschland mit Übergang von Influenzaviren zwischen Menschen und Schweinen (Frau Dr. C. Henning, gefördert durch die DFG) Einsatz von Influenzavirus-Lebendvakzinen in der Schweinehaltung (PostDoc, Frau Dr. A. Graaf-Rau) im Rahmen des EU-ICRAD Projektes „PIGIE“)

Aktuelle Projekte:

  • HP H5 Infektionen mit zoonotischer Komponente bei Wildvögeln und Säugetieren (Frau Dr. A. Günther, Partner im EU-Horizon Projekt „Kappaflu“)
  • Impfoptionen gegen HPAI in der Gänsehaltung in Deutschland (in Kooperation mit dem NRL-ND, PD Dr. Grund, Frau R. Piesche; gefördert durch die Tierseuchenkassen der Bundesländer)

Projekte ab 2025:

  • Mass-applicable influenza A virus vaccines for use in poultry and pigs (Ms Dr. S. Chepkwony, Kenia; funded by a Georg Forster grant of the Alexander-von-Humboldt foundation).

Die im NRL für AI angewendeten Standard-Diagnostikverfahren sind in den aktuellen „Arbeitsanleitungen zur Diagnose anzeigepflichtiger Tierseuchen“ (Herausgeber: BMELV) aufgeführt. Im Einzelnen werden folgende Methoden durchgeführt:

  • Virusisolierung im bebrüteten Hühnerei und in Zellkulturen
  • Genomnachweis mittels real time RT-PCR
  • Bestimmung des Hämagglutinin-Subtyps mittels Hämagglutinations-Hemmungstest (HAH), PCR, und Sequenzierung (Sanger bzw. NGS)
  • Pathogenitätsbestimmung durch Sequenzierung der Spaltstelle des Hämagglutinins und/oder Bestimmung des intravenösen Pathogenitätsindex (IVPI)
  • Bestimmung des Neuraminidase-Subtyps mittels PCR
  • Nachweis von Antikörpern gegen Influenzaviren mittels ELISA
  • Nachweis von Antikörpern gegen AIV Subtypen H1 bis H16 mittels HAH sowie mit subtypspezifischen ELISAs
  • Nachweis neutralisierender Antikörper gegen Influenzaviren
  • Charakterisierung aviärer Influenzaviren aus iranischen Wildvogelproben (Förderung durch DAAD; Doktorand A. Modiri, University of Teheran, Iran)
  • Monitoring porciner Influenzaviren in Großbeständen von Hausschweinen in Deutschland
    DFG Projekt in Zusammenarbeit mit ProfDr. M. Schwemmle, Universität Freiburg, Deutschland (Doktorand/in N.N.)
  • Einsatz von Influenzavirus-Lebendvakzinen in der Schweinehaltung (PostDoc, Frau Dr. A. Graaf; Förderung durch CEVA Animal Health)
  • Übergang von Influenzaviren zwischen Menschen und Schweinen (Frau Christin Henning, Doktorandin)

Letzte Aktualisierung: 29. November 2022