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Institut für bakterielle Infektionen und Zoonosen (IBIZ)

Nationales Referenzlabor für Milzbrand

Milzbrand (Anthrax) ist eine durch den Bacillus anthracis verursachte Infektionskrankheit. Sie tritt so­wohl bei Tieren als auch beim Menschen auf und gehört deshalb zum Formenkreis der Zoono­sen.

Bacillus (B.) anthracis ist ein sporenbildendes, aerobes, grampositives, unbewegliches, stäbchenförmiges Bakterium. An Milzbrand erkranken insbesondere pflanzenfressende Tiere, aber auch der Mensch kann sich infizieren. Besonders häufig sind Rinder, Schafe, Ziegen, Schweine und Pferde betroffen, wobei Haus- und Wildwiederkäuer hochempfindlich für Milzbrand sind. Die Ansteckung beim Tier erfolgt gewöhnlich durch die Aufnahme von Milzbrandsporen mit dem Futter oder Trinkwasser. Raubtiere können sich durch Fressen von infizierten Kadavern anstecken. 

Sind Menschen bei Ausbruchsgeschehen in Kontakt mit den infizierten Tieren gekommen, sollte das Gesundheitsamt eingeschaltet werden.

Der Milzbranderreger bildet Sporen als Dauerformen, welche sich über Jahrzehnte im Erdboden als ansteckungsfähig erhalten können. Milzbrandsporen werden weder durch Fäulnis noch durch Eintrocknen oder beim Gerben der Häute vernichtet. 

Die Krankheit ist weltweit verbreitet und kommt am häufigsten in Asien (Naher und Ferner Osten, Indien), Afrika und Südamerika vor; in Europa sind der mediterrane Raum und Osteuropa am stärksten betroffen.

In Deutschland tritt Milzbrand nur noch sporadisch auf. Betroffen sind vorwiegend Bestände in Flussniederungen, die häufigen Überschwemmungen ausgesetzt sind. Die Krankheit ist in den letzten Jahrzehnten in Deutschland zahlenmäßig beträchtlich zurückgegangen, weil erkrankte Tiere in den Tierkörperbeseitigungsanstalten beseitigt werden, die Einfuhr von Tierhäuten und Knochen überwacht wird und die Einfuhr von Knochen-, Fleisch- und Tierkörpermehlen verboten ist.

Milzbrand ist eine anzeigepflichtige Tierseuche.

  • Unterstützung der Untersuchungseinrichtungen der Bundesländer in Ausbruchssituationen
  • Abklärung unklarer Befunde
  • Ausarbeitung und Aktualisierung von methodischen Empfehlungen zur Labordiagnostik (Methodensammlung-TSN)
  • Abgabe von Vergleichsmaterialien
  • Bereitstellung von Laborvergleichsproben
  • Erfassung aller Milzbrandausbrüche in Deutschland, deren epidemiologische Aufarbeitung und Publikation im Tiergesundheitsjahresbericht

Achtung: Gezielte Tätigkeiten mit potentiell B. anthracis-haltigem Material ist genehmigungspflichtig und darf nur in einem Labor der Schutzstufe 3 vorgenommen werden.

Die Identifizierung von B. anthracis basiert neben der Kultur auf der parallelen Amplifikation spezifischer Sequenzabschnitte unterschiedlicher kodierender Regionen auf dem Plasmid pX01(cya-Gen; Anthrax-Toxin Komponente), auf dem Plasmid pX02 (capB-Gen, Komponente notwendig für die Polyglutamatsynthese) sowie auf dem bakteriellen Chromosom (Prophage lambdaBa03-PL3. Eine bioinformatische Analyse der Vollgenomsequenzen von Ausbruchsisolaten ermöglicht die Aufdeckung von Infektionsquellen.

  • Optimierung der Anzucht aus komplexen Materialien
  • Entwicklung und weitere Optimierung von molekularbiologischen Methoden zum Erregernachweis 
  • Sequenzbasierte Identifizierung und Analyse von B.anthracis in komplexen Probenmaterialien
  • Führen einer Stammsammlung molekulargenetisch typisierter Isolate

Bei diagnostischen Anforderungen wird eine vorherige Absprache mit dem Labor erbeten.

Anthrax in Humans and Animals. 4th ed. Geneva: World Health Organization; 2008. ISBN: 978-92-4-154753-6.

RKI-Ratgeber Milzbrand (Anthrax). Berlin: Robert Koch-Institut; Stand: 14.10.2013. URL: Ratgeber_Anthrax