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Institut für Epidemiologie (IfE)

Arbeitsgruppe Forensik beim Wildschwein

Was geschieht, wenn ein Wildschwein stirbt und in freier Wildbahn verwest?

Wie reagieren Artgenossen? Welche Aasfresser verwerten den Kadaver? Wie lange dauert es, bis er skelettiert ist? Wie kann man schätzen, wann ein Wildschwein gestorben ist, dessen Kadaver man findet?

Die AG Forensik beim Wildschwein beschäftigt sich mit diesen Fragen, weil

  • die Rolle von Wildschweinkadavern in der Epidemiologie der Afrikanischen Schweinepest (ASP) zu untersuchen ist. Da das ASP-Virus in der Umwelt außergewöhnlich lange infektiös bleibt, muss davon ausgegangen werden, dass die Kadaver von Tieren, die an der Seuche gestorben sind, so lange eine Ansteckungsgefahr für ihre Artgenossen darstellen, bis sie vollständig zersetzt sind.
  • bislang nur wenig Erfahrungswerte zum Zersetzungsablauf von Wildschweinkadavern vorliegen. Diese sind jedoch notwendig, um im Falle eines ASP-Ausbruchs in der Wildschweinpopulation eine zuverlässige Schätzung des Todeszeitpunkts der ersten tot aufgefundenen, ASP-positiven Tiere durchführen zu können. Diese liefern einen wichtigen Hinweis auf den Eintragszeitpunkt des Virus und somit auf die Größe des betroffenen Gebiets.

Veröffentlichungen

Zum Download

  • Im Sommer können Fliegenmaden selbst große Kadaver binnen weniger Tage skelettieren:
    Video im MP4-Format (Link zum Video auf springer.com)
  • Im Winter sorgen große Aasfresser wie der Fuchs für die Verwertung von Kadavern:
    Video im MP4-Format (Link zum Video auf springer.com)

Dokumente

Hier finden Sie einen Erhebungsbogen für verendet aufgefundene Wildschweine (Fallwild), der bei der Erhebung der wichtigsten Daten am Fundort behilflich sein kann. Weitere Daten, z.B. Wetter, werden mit diesem Bogen nicht erhoben, sondern sind ggf. später zu ergänzen. Wichtig ist die fotografische Dokumentation des Kadavers und seiner Umgebung („ein Bild sagt mehr als tausend Worte“).


Hier finden Sie ein Partial Body Scoring (PBS) Schema, das ursprünglich für menschliche Leichen entwickelt wurde (Galloway et al. 1989; Megyesi et al. 2005) und später für Hausschweinkadaver angepasst wurde (Keough et al. 2017) (die Zahlen in Klammern sind die Punktwerte, die dem jeweiligen Merkmal zugeteilt werden). Im Vergleich dazu das an Wildschweine angepasste Schema, das als Grundlage für den o.g. Erhebungsbogen genutzt wurde. Das Zersetzungsstadium wird separat für Kopf (head), Rumpf (trunk) und Gliedmaßen (limbs) erhoben. Es werden vier Zersetzungsstadien unterschieden: Frisch (fresh), frühe Verwesung (early decomposition), fortgeschrittene Verwesung (advanced decomposition) und Skelettierung (skeletonization).

Literatur

Galloway, A.; Birkby, W.H.; Jones, A.M.; Henry, T.E.; Parks, B.O. Decay rates of human remains in an arid environment. J Forensic Sci 1989, 34, 607-616.

Megyesi, M.S.; Nawrocki, S.P.; Haskell, N.H. Using accumulated degree-days to estimate the postmortem interval from decomposed human remains. J Forensic Sci 2005, 50, 618-626.

Keough, N.; Myburgh, J.; Steyn, M. Scoring of Decomposition: A Proposed Amendment to the Method When Using a Pig Model for Human Studies. J Forensic Sci 2017, 62, 986-993.