Forschungsbereich Verhaltensansprüche und -störungen
Das arttypische Verhaltensrepertoire von Nutztieren ist das Ergebnis natürlicher Selektion im Laufe der Evolution. Auch die gezielte Selektion durch den Menschen, den die Nutztierarten während der Domestikation seit Jahrtausenden unterliegen, hat lediglich zu quantitativen Veränderungen der Verhaltensweisen geführt.
In der Haltungsumwelt wird das Verhalten durch unmittelbare innere (z.B. Langeweile) und äußere (z.B. Beschäftigungsmaterial) Reize gesteuert (= proximate Verhaltenssteuerung). Es müssen also bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein, damit Nutztiere ihr arttypisches Verhalten ausüben können. In ihren Haltungsumwelten sind Nutztiere jedoch immer mit Einschränkungen (z.B. Reizarmut) konfrontiert durch die der Ablauf von Verhaltensweisen, oder das Erreichen bzw. Wahrnehmen von Verhaltenszielen gestört werden können. Haltungsbedingte Einschränkungen, die die Anpassungsfähigkeit von Nutztieren überfordern können zu Verhaltensstörungen (z.B. Federpicken oder Schwanzbeißen) führen. Einschränkungen, die nicht mit negativen Auswirkungen für das Tier verbunden sind, sind als erfolgreiche Anpassungen zu bewerten.
Die Untersuchungen am Institut für Tierschutz und Tierhaltung zu den Verhaltensansprüchen unserer Nutztierarten und die Ursachen von Verhaltensstörungen sind eine Grundvoraussetzung für die Entwicklung tiergerechter und nachhaltiger Haltungsverfahren.