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Kurznachricht

Aktualisierung zum Geflügelpest-Geschehen bei Milchkühen in den USA

AI Kurznachrichten

Ausweitung des Geschehens, keine Hinweise auf ähnliche Vorfälle in Europa

In mindestens 33 Milchkuhbetrieben aus 8 Bundesstaaten der USA wurden Infektionen mit hochpathogenem aviären Influenzavirus vom Subtyp H5N1 (HPAIV H5N1) der Klade 2.3.4.4b festgestellt. Das tatsächliche Ausmaß der Verbreitung in infizierten Milchviehbeständen in den USA reicht über diese Zahlen wahrscheinlich noch hinaus. Die amerikanischen Behörden melden nun auch PCR-Nachweise von H5N1-Virusgenom in pasteurisierter Milch aus Supermärkten, d.h. kontaminierte Milch ist auch in die Lebensmittelkette eingedrungen. Jedoch wurde bislang keine infektiöse Milch in der Lebensmittelkette gefunden. Allerdings ist bis zur weiteren Klärung in den USA vom Verzehr von nicht pasteurisierter Milch (Rohmilch) und Produkten daraus dringend abzuraten.

Es gibt keinerlei Hinweise auf ähnliche Infektionsgeschehen außerhalb den USA. Erste orientierende Untersuchungen von 1000 Rinderserumproben aus Deutschland durch das Friedrich-Loeffler-Institut ergaben keinen Hinweis auf H5N1-Infektionen; diese und weitere stichprobenartige Untersuchungen dienen auch der Etablierung und Validierung einer sensitiven und spezifischen Diagnostik.

Eine fundierte Einschätzung der Lage in den USA wäre dringend geboten, bleibt aber aufgrund fehlender diagnostischer und epidemiologischer Daten lückenhaft. Die verfügbaren Informationen deuten auf einen möglicherweise einmaligen Eintrag von H5N1 in einen Rinderbetrieb in Texas hin, aus dem unkontrollierte Tiertransporte zur weiteren Verbreitung des Virus führten. Wie die Verbreitung innerhalb betroffener Betriebe verläuft, bleibt ungeklärt. Da bei Untersuchungen hohe Viruslasten im Euter und daher auch in der Milch festgestellt wurden, ist besonders eine Übertragung durch die Nutzung der Melkgeschirre denkbar. Eine Übertragung von Kuh zu Kuh, z.B. durch Tröpfcheninfektionen oder direkten Kontakt, scheint ebenfalls nicht ausgeschlossen zu sein. Allerdings wurden bisher offenbar nur geringe Viruslasten in Nasentupferproben nachgewiesen.

Das Euter infizierter Milchkühe steht offenbar im Zentrum des Geschehens und scheint sich für die Virusvermehrung besonders gut zu eignen. Wie die initiale Infektion von Milchkühen in den USA erfolgte, bleibt noch ungeklärt. Der Sprung eines Geflügelpestvirus vom Vogel auf eine andere Spezies ist in der Regel an die Übertragung großer Virusmengen gebunden. Seit dem erstmaligen Auftreten der Vorläufer des aktuell zirkulierenden H5N1 HPAIV vor 27 Jahren gab es weltweit keine Hinweise auf eine Zirkulation von HPAIV H5 bei Wiederkäuern.

Wissenschaftler des FLI untersuchten im Rahmen des H5N1-Geflügelpestgeschehens 2006-2008 in Deutschland auch die Empfänglichkeit von Rindern für das damals zirkulierende H5N1-Virus, fanden aber lediglich ein sehr geringes Infektionsrisiko für die Tiere. Allerdings wurden damals keine laktierenden Kühe untersucht. Die Rinder entwickelten gleichwohl Antikörper, sodass das FLI empfahl, die Situation weiter zu beobachten. 

HPAIV H5N1 ist ein Tierseuchen- und potentieller Zoonose-Erreger. Bei Fällen in Milchkuhbeständen in Deutschland würden unmittelbar strikte vorsorgliche Maßnahmen getroffen werden. Diese zielen auf eine möglichst effiziente Eindämmung einer möglichen Weiterverbreitung und den Schutz vor Infektionen des Menschen. Mögliche Maßnahmen reichen von Transportbeschränkungen (Milch, Tiere) bis hin zu Bestandssperren und umfangreichen Beprobungen. 

Besonders wichtig ist in der jetzigen Situation ein hohes Maß an Aufmerksamkeit und gezielte Probennahmen bei Verdachtsfällen oder begründeten Hinweisen auf eine mögliche Exposition.

Milch, beim Melken (© Pixabay)

Milch, beim Melken (© Pixabay)