Das nationale Referenzlabor für Blauzungenkrankheit des Friedrich-Loeffler-Instituts bestätigt die erste Infektion mit Serotyp 3 (BTV-3) in Deutschland. Betroffen ist eine Schafhaltung im Kreis Kleve, Nordrhein-Westfalen. Mit weiteren Ausbrüchen insbesondere in NRW und Niedersachsen ist zu rechnen. Vor allem Schafe, Ziegen und Rinder mit BTV-typischen Symptomen sollten auf eine mögliche Infektion untersucht werden. Betroffene Regionen verlieren den Status „seuchenfrei“ nach Durchführungsverordnung (EU) 2021/620 der Kommission, was zu Handelsbeschränkungen für die betroffenen Regionen führen kann.
Der Ausbruch kommt nicht unerwartet, da BTV-3 Anfang September in den Niederlanden erstmals in den Provinzen Nordholland und Utrecht festgestellt wurde und sich seitdem rasant ausgebreitet hat. Bis jetzt sind über 1000 Ausbrüche von BTV-3 festgestellt worden, überwiegend in Schafhaltungen. Aus Belgien wurde ebenfalls ein erster Ausbruch bei einer Schafzucht gemeldet. Blauzungenkrankheit vom Serotyp 3 tritt erstmals in dieser Region auf. In Europa wurde er bisher nur in Süditalien entdeckt. Weitere Länder mit BTV-3-Nachweisen sind Tunesien, Israel und große Teile des südlichen Afrikas.
Das Virus der Blauzungenkrankheit wird durch Gnitzen (blutsaugende Stechmücken) übertragen und führt bei Wiederkäuern wie Schaf und Rind zu akuten Verläufen mit Fressunlust, Apathie, hohes Fieber, Speichelfluss, Schwellung des Kopfes, der Zunge und der Lippen, Entzündungen am Kronsaum der Klauen mit Lahmheit und geröteten Schleimhäuten. Bei schweren Verläufen können Tiere versterben, in den Niederlanden werden derzeit bei infizierten Schafen bis zu 25 Prozent Verluste verzeichnet.
Neben Rindern, Schafen und Ziegen sind auch Wildwiederkäuer sowie Neuweltkameliden (Alpaka, Lama) empfänglich für eine Infektion mit BTV.
Der einzige effektive Schutz vor klinischen Symptomen und einer Virusausbreitung ist die Impfung. Allerdings steht gegen den Serotyp 3 derzeit kein Impfstoff zur Verfügung. Gegenwärtig bestehen daher wenig Möglichkeiten, empfängliche Tiere vor einer Infektion zu schützen. Da BTV nicht von Tier zu Tier, sondern durch Gnitzen übertragen wird, kann zumindest versucht werden, Tiere vor Stichen schützen.