Durch die aktuelle Berichterstattung in verschiedenen Medien entsteht der Eindruck, das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) warne vor Wanderungen mit Alpakas und generell dem Kontakt zu Neuweltkameliden (NWK) wie Lamas und Alpakas. Diese stark verkürzte Darstellung beruht auf einem missverständlich wiedergegeben Pressegespräch im Vorfeld einer Fachtagung.
Obwohl die Neuweltkameliden nachweislich verschiedene Tierseuchen- und Zoonoseerreger in sich tragen können, geht von den Tieren selbst derzeit keine höhere Gefährdung aus als von anderen Nutztieren wie Rindern oder Schafen.
NWK erfreuen sich seit Jahren auch in Deutschland zunehmender Beliebtheit. Ihre Anzahl nimmt stetig zu. Welche Herausforderungen die Haltung von Alpaka, Lama & Co in immer mehr neben- und hauptberuflich geführten landwirtschaftlichen Betrieben sowie in Hobbyhaltungen für die Tierhaltung, die Tiergesundheit und die amtliche Überwachung mit sich bringen, diskutierten Amtstierärztinnen und Amtstierärzte auf einer Fachtagung, die das FLI in Jena am 30. Oktober gemeinsam mit der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) ausrichtete.
Ziel der Veranstaltung war es, so Prof. Dr. Christian Menge (Leiter des Instituts für molekulare Pathogenese am FLI-Standort Jena) als Ko-Organisator, den Amtstierärzten wissenschaftliche Fakten zu vermitteln, um Probleme und Risiken in den Tierhaltungen richtig zu bewerten. Hieraus könne dann gegebenenfalls abgeschätzt und entschieden werden, wo Handlungsbedarf besteht oder auch wo ein Risiko als vernachlässigbar eingeschätzt werden kann. Die Bestandsbetreuung durch Tierärzte vor Ort und deren Zusammenarbeit mit Amtstierärzten ist hierbei besonders wichtig.
Den Schwerpunkt der Vorträge bildeten neueste Erkenntnisse zur Verbreitung von Infektionen mit Tierseuchen- und Zoonoseerregern bei in Deutschland gehaltenen NWK. Während Fakten-gestützte Maßnahmen zur Überwachung der Seuchenfreiheit und der Verhinderung der Weiterverbreitung bei traditionellen Nutztieren seit langem etabliert sind, waren die vorgestellten Erkenntnisse das Ergebnis der ersten umfassenden wissenschaftlichen Untersuchung zum Vorkommen viraler und bakterieller Infektionserreger bei NWK in Deutschland. Ergebnisse der Untersuchungen durch Nationale Referenzlabore des FLI zeigten, dass Zoonoseerreger sich analog zu anderen Wiederkäuern nur in seltenen Fällen nachweisen ließen oder die gefundenen Stämme hatten Eigenschaften, die keine hohe Gefährlichkeit für den Menschen erwarten lassen. Da NWK häufig mit anderen Tierarten zusammen gehalten werden, kommt ihnen jedoch epidemiologisch in Bezug auf potentielle Krankheitserreger in Deutschland eine besondere Bedeutung zu, ohne jedoch derzeit selbst ein hohes Risiko darzustellen.