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Institut für Infektionsmedizin (IMED)

Invasive Stechmücken in Deutschland

Wissenschaftler des FLI und des Leibniz-Zentrums für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) in Müncheberg wiesen im Rahmen eines gemeinsamen Projektes zur deutschlandweiten Erfassung von Stechmücken drei nicht-einheimische Mückenarten im Oberrheingebiet in Baden-Württemberg nach. Wie die Datenauswertung jetzt zeigte, gingen die Mückenweibchen im Juli und August 2011 in die Fallen.

Die Ergebnisse wurden kürzlich im Fachmagazin Eurosurveillance veröffentlicht:

Werner D, Kronefeld M, Schaffner F, Kampen H. Two invasive mosquito species, Aedes albopictus and Aedes japonicus japonicus, trapped in south-west Germany, July to August 2011 . Euro Surveill. 2012;17(4):pii=20067. Available online:
 
www.eurosurveillance.org/ViewArticle.aspx

Erst zum zweiten Mal nach 2007 wurde die asiatische Tigermücke Aedes albopictus, ein effizienter Überträger zahlreicher Viren, in Deutschland nachgewiesen. Die Mücke breitet sich bereits seit Längerem in Südeuropa aus und war Auslöser einer Chikungunya-Fieber-Epidemie in Norditalien im Jahr 2007. Das an der A5 in der Nähe der Schweizer Grenze in die Falle gegangene Weibchen war vermutlich mit dem Auto-Fernverkehr, ein schon lange vermuteter Verschleppungsweg für anthropophile Mückenarten, aus Südeuropa nach Deutschland gebracht worden.

Die in mehreren Exemplaren gefangene asiatische Buschmücke Aedes japonicus war seit 2009 bereits in anderen Untersuchungen mehrfach als Larve und Puppe in Südwestdeutschland gefunden worden und scheint sich dort etabliert zu haben. Im Laborexperiment ein kompetenter Überträger einiger Viren, ist von dieser Mückenart als Überträger von Krankheitserregern unter natürlichen Bedingungen wenig bekannt. Bei der dritten neuen Art, Culiseta longiareolata, handelt es sich um eine mediterrane Mücke, die sich auch in den Nachbarregionen der Nordschweiz und des Elsass angesiedelt zu haben scheint. Da sie primär an Vögeln Blut saugt, ist ihr Potenzial zur Übertragung humanpathogener Krankheitserreger als gering einzuschätzen. Alle drei Mückenarten wurden in Deutschland – unter Einsatz spezieller Lockstofffallen (BG Sentinel) – erstmals als adulte Stechmücken gefangen.

Der Nachweis der Mücken bestätigt, dass der Oberrheingraben ein besonders empfindliches Gebiet für die Einwanderung und Etablierung invasiver Arten ist. Hier führt mit der A5 eine stark frequentierte Verkehrsachse, in die zuvor schon verschiedene andere aus dem Süden kommende Hauptverkehrswege münden, nach Deutschland. Der Oberrheingraben ist außerdem durch ein vergleichsweise mildes Klima gekennzeichnet, da dort warme mediterrane Luftmassen aus dem Süden nach Deutschland einströmen.