Hintergrund
Legehennen wurden in den letzten Jahrzehnten intensiv auf hohe Legeleistung selektiert und das bei starker Abnahme der genutzten Rassen und gleichzeitiger massiver Steigerung des Leistungspotentials. Die Produktionseffizienz dieser Tiere kann durch optimale Haltungsbedingungen, Fütterung und Management maximiert werden, doch können, bedingt durch die Selektion auf produktionsrelevante Merkmale, unerwünschte Nebeneffekte auftreten. Verschiedene Studien haben zu der Hypothese geführt, dass die Selektion auf hohe Leistungsfähigkeit die Anpassungsfähigkeit von Legehennen an ihre abiotische und biotische Umwelt reduziert haben könnte.
Einen Erklärungsansatz für eine mögliche verminderte Anpassungsfähigkeit der Hochleistungsleger stellt die „Resource allocation theory“. Nach dieser Theorie kann durch einseitige Nutzung körpereigener Ressourcen zur Eiproduktion ein Ungleichgewicht metabolischer Ressourcen im Körper des Nutztieres zu Lasten anderer Funktionen entstehen. Ressourcen könnten so zum Beispiel für metabolisch aufwendige kognitive Prozesse, die für die Adaption an variierende Umweltbedingungen nötig sind, vom Körper nicht mehr zur Verfügung gestellt werden. Daraus könnte sich eine Sensitivierung der Tiere gegenüber nicht optimalen Umweltbedingungen ergeben.
Ziel
Im umfassenden Verbundprojekt AdaptHuhn werden die Auswirkungen der Selektion auf Legeleistung auf die Hennen anhand verschiedenster Aspekte untersucht. Beteiligt sind das Institut für Nutztiergenetik (ING), das Institut für Tierernährung (ITE) und das Institut für Tierschutz und Tierhaltung (ITT). Erhoben werden Daten in Bezug auf kognitive und verhaltensbiologische Eigenschaften, die Knochenstabilität und den Brustbeinstatus der Tiere sowie die Aufnahme und Verwertung von Vitamin D3 über das Futter.
Untersuchungsbereiche
Alle Arbeitsgruppen untersuchen Hennen aus dem „Vier-Linien-Modell“, bestehend aus zwei phylogenetisch eng verwandten Linien von Weißlegern und zwei phylogenetisch engverwandten Linien von Braunlegern. Innerhalb der Weiß- und Braunleger divergieren diese Linien hinsichtlich ihrer Legeleistung (siehe Abbildung). Dieses Modell ist besonders geeignet, da sich ergebende Unterschiede der phylogenetischen Herkunft selbst oder der Selektion auf hohe Legeleistung zugeordnet werden können.
Die Vielzahl der verschiedenen Ergebnisse aus den unterschiedlichen Untersuchungsansätzen können weiterführend dazu genutzt werden, unerwünschte Nebeneffekte der intensiven Selektion auf Legeleistung zu verstehen und diesen präventiv in den verschiedenen Haltungsbedingungen entgegenzuwirken.
Ein weiteres Aufgabenfeld der Arbeitsgruppe Tierphysiologie ist die Untersuchung zur Entstehung von Knochenerkrankungen bei der Legehenne. Eine mangelnde Knochenstabilität, die bei Legehennen häufig zu Brustbeinschäden und Frakturen führt, stellt ein relevantes Tierschutzproblem dar, weil diese Schäden mit Schmerzen assoziiert sind. Da betroffene Tiere in ihrer Bewegungsmöglichkeit eingeschränkt sind, ist dieses Phänomen auch aus ökonomischer Sicht als negativ zu betrachten. Es wird diskutiert, dass diese gesundheitlichen Probleme mit der hohen Leistung der Legehennen in Beziehung stehen könnten, ohne dass hierfür bislang jedoch kausale Zusammenhänge belegt werden konnten. Um den Einfluss der Eischalenbildung, die eine hohe Calciummobilisierung erfordert, auf die Ausbildung des sogenannten medullären Knochens und andere Knochenstrukturen untersuchen zu können, werden in unserem Forschungsbereich im Rahmen des FLI Verbundprojektes „Adapthuhn“ Untersuchungen zur Ätiologie der Knochenerkrankungen durchgeführt. Hierfür werden digitale röntgenologische Aufnahmen am lebenden Tier, histologische und immunhistochemische Untersuchungen am entkalkten und nativen Knochen durchgeführt. Dies erfolgt in Kooperation mit der Abteilung für experimentelle Tierhaltung und Biosicherheit (FLI-ATB). Außerdem erfolgt eine Bestimmung des Immunstatus in Zusammenarbeit mit dem Institut für Immunologie (FLI-IfI), da dieser auch durch die unterschiedlichen Hormonkonzentrationen beeinflusst wird. Die Hormontiter werden auf tierindividueller Basis mittels unterschiedlicher Enzym-Assays ermittelt.
Projektbeteiligte
- Institut für Tierschutz und Tierhaltung (ITT)
- Institut für Tierernährung (ITE)
- Institut für Nutztiergenetik (ING)
- Institut für Immunologie (IfI)
- Abteilung für experimentelle Tierhaltung und Biosicherheit (ATB)