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Institut für Tierschutz und Tierhaltung (ITT)

Forschungsprojekt SchwIP

behaviour and disorders Verhaltensansprüche und -störungen

Laufzeit: 01.07.2015 – 31.12.2018

 


Schwanzbeiß-Interventions-Programm (SchwIP)


Schwanzbeißen ist ein häufiges Problem in der Schweineproduktion, das Wohlbefinden und Produktivität der Tiere stark beeinträchtigt. Es wird durch das Zusammenspiel vieler Faktoren aus vielen Bereichen verursacht (multifaktorielles Problem). Aus diesem Grund gibt es keine „Standardlösung“, sondern jeder Betrieb muss individuell Risiken reduzieren.

Hierfür hat das Institut für Tierschutz und Tierhaltung im Friedrich-Loeffler-Institut das „Schwanzbeiß-Interventions-Programm“ (SchwIP) entwickelt. Das SchwIP besteht aus dem Beratungs-Konzept der Betriebs-Planung, in das eine Software mit Wissensdatenbank zur betriebsindividuellen Analyse und Rückmeldung von Risiken für Schwanzbeißen eingebettet ist. Im Rahmen der Betriebs-Planung wird auf einem Betrieb regelmäßig bei einem eintägigen Betriebsbesuch ein individuelles Risikoprofil erstellt. Die Daten hierfür werden in einem Interview und einer Stallbegehung erhoben und mittels Software in einem Bericht zusammengefasst, der die Stärken und Schwächen des Betriebes aufzeigt. Dieser Bericht hilft dem Tierhalter bei der eigenständigen Festlegung von Zielen und Maßnahmen für seinen Betrieb. Beim nächsten Besuch wird das Risikoprofil erneuert und der Maßnahmenplan angepasst. So kann langfristig und betriebsindividuell das Risiko für Schwanzbeißen reduziert werden.

Da sich die Risikobereiche für Schwanzbeißen je nach Alter der Tiere teilweise unterscheiden, wurde beziehungsweise wird das SchwIP für Mastschweine und Absetz-Ferkel getrennt entwickelt.

Schwanzbeißen ©FLI Celle

Schwanzbeißen ©FLI Celle

SchwIP für Aufzuchtferkel (A-SchwIP)

Bei nicht schwanzkupierten konventionellen Schweinen tritt Schwanzbeißen häufig nach dem Absetzen von der Sau auf (Aufzucht). Hier spielen nicht nur aktuelle Faktoren eine Rolle (z.B. Klima), sondern auch Faktoren rund um das Absetzen. Ziel des A-SchwIP-Vorhabens  ist die Entwicklung und Verbreitung einer Management-Hilfe zur Reduzierung des Schwanzbeiß-Risikos bei Aufzuchtferkeln (A-SchwIP). Hierfür sind folgende Arbeitsschritte geplant:

  • Erstellung einer Liste mit Risikofaktoren bei Aufzuchtferkeln
  • Experten-Befragung bezüglich relativer Wirkungsstärke einzelner Faktoren
  • Einarbeitung der überarbeiteten und gewichteten Faktoren-Liste in eine Software
  • Schulung von Beratern und Tierärzten (deutschlandweit)
  • Anwendung des A-SchwIP auf Praxisbetriebe durch Schulungs-Teilnehmer und FLI-Mitarbeiterin Angelika Grümpel (3 Besuche im Abstand von je 6 Monaten, Rückmeldung aller Daten an das FLI)
  • Auswertung der erhobenen Daten bzgl. Häufigkeit und Wirkung von Risikofaktoren
  • Überarbeitung der Software
  • Publikation der Ergebnisse und der Software

„Aktueller Stand: Es gibt noch technische Probleme mit dem Tool zur Datenerhebung und Rückmeldung. Daher werden momentan keine Schulungen durchgeführt. Wir werden an dieser Stelle informieren, wenn es Neues zu SchwIP gibt.“

Die Software wird unterstützt von „Tönnies Forschung - Gemeinnützige Gesellschaft zur Förderung der Forschung über die Zukunft des Tierschutzes in der Nutztierhaltung mbH“

Die Förderung erfolgte aus Mitteln des „Zweckvermögens des Bundes bei der Landwirtschaftlichen Rentenbank"

SchwIP für Mastschweine (M-SchwIP)

Schwanzbeißen ist auch bei Mastschweinen ein verbreitetes Problem. In einem Projekt von September 2011 bis August 2014 wurde daher das SchwIP für Mastschweine (M-SchwIP) entwickelt und getestet. Ergänzungen zur nachfolgenden Zusammenfassung finden Sie in der Publikationsliste („Zum Download“, rechte Seite). Die Software für das M-SchwIP wird ebenfalls in Kürze veröffentlicht werden.

Zusammenfassung Ablauf und Ergebnisse für M-SchwIP

M-SchwIP basiert auf der britischen Management-Hilfe „tail biting HAT“ (Taylor et al.). Risikofaktoren für Schwanzbeißen des tail biting HAT wurden mit Hilfe einer Expertenbefragung an die deutschen Verhältnisse der Schweineproduktion angepasst und bezüglich deren Wirkungsstärke gewichtet. Die so entstandene Datenbank bildet den Kern einer Kalkulationsdatei mit Makros zur Betriebs-Erhebung und -Rückmeldung. Nach einer Schulung durch das FLI (Astrid vom Brocke) wendeten 68 landwirtschaftliche Berater und Tierärzte sowie eine Wissenschaftlerin des FLI (Dana Madey) das M-SchwIP auf insgesamt 188 Betrieben deutschlandweit zweimal im Abstand von einem Jahr an. 

95 % der Betriebe setzten die sich selbst gesetzten Maßnahmen ganz oder teilweise im Zeitraum zwischen den Besuchen um. Insbesondere das Angebot an losem Beschäftigungs-Material wurde erhöht. Schweine in Buchten mit losem Beschäftigungs-Material manipulierten während einer Verhaltensbeobachtung signifikant weniger ihre Buchtengenossen, als Schweine in Buchten ohne loses Material. Dies geht einher mit einer insgesamt niedrigeren Prävalenz von Schwanzverletzungen beim zweiten Besuch. 

Bei einem Vergleich von Schwanzverletzungen im Laufe eines Jahres am Schlachthof (Foto-Bonitur von 43.402 Schweine von 32 SchwIP-Betrieben und 36.632 Schweine von 32 Kontrollbetrieben) sank die Prävalenz von Schwanzverletzungen bei den SchwIP-Schweinen im Laufe der ersten Monate von einem leicht erhöhten Niveau auf das Niveau der Kontrollbetriebe ab. Insgesamt bewerteten 95 % der Betriebe den Einsatz des M-SchwIP als nützlich und 97 % der geschulten Berater und Tierärzte konnten sich vorstellen, M-SchwIP in ihrer täglichen Arbeit einzusetzen (anonyme Befragung von 48 Tierärzten / Beratern und 146 Teilnehmer-Betrieben).

M-SchwIP wurde gefördert durch „Tönnies Forschung - Gemeinnützige Gesellschaft zur Förderung der Forschung über die Zukunft des Tierschutzes in der Nutztierhaltung mbH“ 

Die Betriebsbesuche wurden unterstützt vom Land Niedersachsen

Projektleiterin

Dr. Sabine Dippel