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Institut für bakterielle Infektionen und Zoonosen (IBIZ)

Arbeitsgruppe für Rickettsiologie

Rickettsien sind obligat intrazelluläre Bakterien und werden durch verschiedene Vektoren wie Zecken, Läuse oder Flöhe auf den Menschen übertragen. Sie sind weltweit verbreitet und werden in vier verschiedene Gruppen unterteilt: Spotted fever group (SFG), Typhus group (TG) und transitional group (TRG) und ancestral group (AG).

Zur SFG gehören mehr als 15 verschiedene Arten, welche das Zecken-übertragbare Fleckfieber verursachen. Sie infizieren eine Vielfalt von Zeckenarten und sind entsprechend ihres Vektors geographisch verbreitet. Einige Rickettsien können innerhalb der Zecke auf das nächste Stadium (transstadial) und die nächste Generation (transovarial) übertragen werden. Zur SFG gehören u.a. der in Europa vorkommende Erreger des Mediterrainian spotted fever (MSF) R. conorii und die Erreger der Tick-borne lymphadenopathy bzw. Dermacentor-borne necrosis erythema lymphadenopathy (TIBOLA/DEBONEL) R. slovaca und R. raoultii. MSF wird durch die Zecke Rhipicephalus sanguineus übertragen, welche in Süd- und Osteuropa vorkommt. Eine Infektion geht mit Grippe-ähnlichen Symptomen einher, einer Lymphadenopathie, ein unterschiedlich stark ausgeprägter Ausschlag am ganzen Körper sowie dem typischen Eschar an der Bissstelle. R. slovaca und R. raoultii werden durch die auch in Deutschland einheimischen Zecken Dermacentor marginatus und D. reticulatus übertragen und verursachen lokale Lymphadenopathie und Schorfbildung an der Bissstelle.

Andere Spezies, wie z.B. R. massiliae oder R. aeschlimannii, wurden in Frankreich detektiert. Sie werden durch Rhipicephalus sanguineus bzw. Rhipicephalus spp. und Hyalomma spp. übertragen. R. helvetica wird von der auch in Deutschland vorkommenden Zeckenart Ixodes ricinus übertragen, wobei das pathogene Potential weitgehend unbekannt ist.

Nicht durch Zecken-übertragene Rickettsien der TG, R. prowazekii (Läuse) und R. typhi (Flöhe), wurden in einigen wenigen Regionen Europas nachgewiesen. Sie verursachen fiebrige Erkrankungen, einhergehend mit Schwellung des lokalen Lymphknotens. Die Ausprägung eines Eschar oder Ausschlags ist sehr variabel.

Haustiere gelten gegenüber einer Infektion durch Rickettsien als unempfindlich. Jedoch können Hunde bei einer Infektion mit R. rickettsii oder R. conorii ähnliche Symptome zeigen, wie die für den Menschen beschrieben.

Anaplasmen, die Erreger der Anaplasmose, gehören ebenfalls zu den Zecken-übertragenen Bakterien. Sie sind obligat intrazellulär und vermehren sich in den Zellen des hämatopoetischen Systems. In Europa wurden bisher drei Spezies detektiert, A. phagocytophilum, A. ovis und A. marginale.

A. phagocytophilum besitzt zoonotisches Potential und verursacht fiebrige Erkrankungen bei Mensch und Tier (Hund, Pferd, Wiederkäuer). Aufgrund der Replikation des Erregers in neutrophilen Granulozyten wird die Erkrankung auch als granulozytäre Anaplasmose (HGA) beim Menschen bzw. Zeckenfieber bei Wiederkäuern bezeichnet. Das Bakterium wird durch I. ricinus übertragen und kommt hauptsächlich in Nord- und Mitteleuropa vor.

A. ovis wird durch Dermacentor spp. übertragen und ist im mediterranen Gebieten aber auch in Mitteleuropa verbreitet. Bei kleinen Wiederkäuern, aber auch Wildwiederkäuern, verursacht eine Infektion eine schwere Anämie, durch die Vermehrung des Erregers in den Erythrozyten sowie Schwäche und Anorexie. Subklinisch infizierte Ziegen und Schafe sind sogenannte Trägertiere (carrier animals) und gelten als Reservoir. Infektionen des Menschen mit A. ovis sind höchst selten.

A. marginale, der Erreger der bovinen Anaplasmose, wurde vereinzelt in der Schweiz, Österreich und Ungarn detektiert. Ähnlich wie A. ovis repliziert der Erreger in Erythrozyten. Die Schwere der Infektion ist u.a. abhängig vom Alter des Tieres. Es können, wie bei A. ovis, subklinisch infizierte Trägertiere auftreten.

Der Klimawandel, Renaturierungen und die naturnahe Gestaltung von Grünflächen, aber auch der verminderte Einsatz von Insektiziden im ökologischen Landbau beeinflussen die Verbreitung von Zecken sowie den Kontakt zu Zecken. Es können neue Zeckenarten einwandern und neue Erreger mitbringen. Nutz- und Haustiere, aber auch Wildtiere, können ein Reservoir darstellen. Es ist daher wichtig, alle Faktoren (Umwelt, Erreger, Vektor, Reservoir und Mensch) in einem One Health-Ansatz zu betrachten, um Strategien zur Vermeidung von Infektionen bei Mensch und Tier zu entwickeln.

Methodenübersicht

  • Detektion von Rickettsia spp. und Anaplasma spp.mittels real-time PCR
  • Differenzierung von Rickettsia spp. and Anaplasma spp.mittels molekularer Methoden (sanger sequencing)

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